Was sind die Rauhnächte
Die Rauchnächte sind eine besondere, magische, mystische Zeit im Winter, der dunklen Jahreszeit in der die Grenzen zu den anderen Ebenen der Realitäten durchlässiger sind. In dieser Zeit steht das Jahresrad still.
Sie heißen auch "Die Zeit zwischen den Jahren" Die Erklärung des Begriffs "Zwischen den Jahren" ist die Änderung der KalenderJahresBerechnung im Jahr 325 v.u.Z. vom Mondjahr zum Sonnenjahr. Ein Sonnenjahr ist länger als das Mondjahr. So entstand der Ausdruck "Zwischen den Jahren", also die Zeit zwischen dem Mondjahr und dem Sonnenjahr.
Es gibt verschiedene Daten der Rauhnächte: (Alle sind "richtig")
1. Von Weihnachten 24.oder 25. Dezember bis Heilige Dreikönige 6. Januar
2. Von Wintersonnenwende 21. Dezember bis Perchtentag 6. Januar
2. Von Samhain 1. November bis Imbolc 2. Februar
Im Ursprung sind die Rauhnächte eine Zeit zwischen den Zeiten, eine Zeit zwischen den Realitäten. Alle Gesetze der Natur sind aufgehoben. Es ist eine magische Zwischenzeit, in der sich die Schleier lüften, die Grenzen zu den anderen Ebenen der Realitäten durchlässiger sind und das Bewusstsein weit wird. Es ist eine Zeit in der du dich den Naturwesen und Geistern zuwenden kannst. Dafür brauchen wir Ruhe, Abstand vom Alltag und ein inneres frei werden, leer werden. Keine Wünsche, keine Erwartungen, keine Vorgaben, kein Muss und kein Soll.
In dieser Zeit treten so viele Wesenheiten an unsere Seite, sie beschenken uns mit Botschaften und Bildern für das neue Jahr. Wir können das Wahrhaftige nur empfangen, wenn wir nicht die ganzen Nächte durch planen. Folge dabei deinen inneren Impulsen, nicht den äußeren Vorgaben.
Was wir Einfaches tun können um uns mit der Energie der Rauhnächte zu verbinden:
Lauschen wir in die Natur, schenken wir den Naturwesen täglich kleine Geschenke wie Nüsse, Getreide oder Beeren und legen sie unter Bäumen und Steinen. Gehen wir jeden Tag in der Dämmerung raus in die Natur, werden still, lassen uns hineinfallen in die Atmosphäre und öffnen uns den Wesenheiten dieser besonderen Zeit.
Das wichtigste Ritual in den Rauhnächten ist: Stille, Ruhe und Lauschen in die Natur.
Allen anderen Rauhnachts Ritual Stress, den es mittlerweile in rauen ;-) Mengen gibt,.... lass es. Diese technisierten, reglementierenden Rituale bringen dich nur weg vom Wesentlichen der Rauhnächte.
Du kannst dich aber auch mit allen alten und neuen Ritualen beschäftigen und dich da ganz hineinbegeben, nur lass dich nicht davon stressen. Achte dabei auf dein Gefühl und mache das, was dir zusagt. Es ist nicht so, daß wenn du nicht alles richtig machst, du Schaden erleidest. So dogmatisch ist die Magie nicht, sie ist spielerisch und frei.
Dazu empfehle ich hier zwei Bücher, für einen unkonventionellen Weg durch die Rauhnächte.
Buchempfehlungen
Luisa Francia - Mit Göttinnen durch die Raunächte
12 Anleitungen zur Befreiung des Herzens
Mit 12 Göttinnen durch die Raunächte ist wieder so ein Lieblingsthema von mir - die belastenden, düsteren, gemeinen Energien loslassen und in der dunkelsten Winterzeit das Herz befreien, leicht und froh werden. 12 Göttinnen sind den Themen wie Neid, Eifersucht, Hass usw. zugeordnet. Es geht nicht um Bewertung der Gefühle, sondern ums Wahrnehmen und Loslassen, frei werden. Die 13. Kraft habe ich im Buch versteckt - die närrische Kraft. Vielleicht die Wichtigste! Wenn ich von "Göttinnen" spreche meine ich nicht Frauen die auf Wolken sitzen und von uns angebetet werden wollen. Für mich ist die Göttin eine Energie die durch eine Frau gelebt, ausgedrückt, ausgestrahlt wird. Luisa Francia
Marlis Bader - Raunacht, Percht und Räuchern
Lostage in der dunklen Jahreszeit
Dieses Buch ist ein etwas anderes Raunachtbuch, es stellt Fragen und führt uns in unser Inneres. Mit der alpenländischen, mythologischen Gestalt der Wintergöttin Percht gehen wir auf eine Zeitreisedurch die Menschheitsgeschichte, wir lernen Räucherpflanzen kennen und erfahren über Grunddynamiken, die sich in der menschlichen Seele, während der dunklen Jahreshälfte zeigen.Für jede dieser Dynamiken ist eine Orakelkarte, Räucherwerk und eine kleine Ritualanleitung gegeben. Sei eingeladen für dich herauszufinden, ob eines dieser Grundthemen dich ruft. Wenn demso ist, dann sind die Rauchnachtstage die Gelegenheit, damit in Verbindung zu treten. Denn diese besondere Zeit lädt uns ein, das Geheimnisvolle zu ergründen und ins Herz zu nehmen.
Der Ursprung der Rauhnächte liegt in alter Zeit
Stellen wir uns vor, wir leben in einer Zeit, als es noch keinen Strom, keine Heizung und keine Maschinen gab. Der Sturm rast ums Haus, es ist eiskalt, die Holzbalken des Hauses knacken, alles ist etwas unheimlich. Es ist dunkel, die Tage sind kurz, es kann nicht auf dem Feld gearbeitet werden. Alles liegt brach und es ist still. Menschen sind die meiste Zeit im Haus, in dem die einzige Wärmequelle die Feuerstelle war. Es ist die Zeit des Stillstands, der Ruhe, der Einkehr, der Besinnung.
Es waren ja nicht nur die längsten Nächte des Jahres, die allein die Menschen schreckten. Es gab ja auch viel weniger Licht als heute: Vielleicht das aus der Feuerstelle und ein, zwei Kerzen. Ansonsten saßen die Menschen da in absoluter Dunkelheit. So konnten sie allerdings auch die Natur der dunklen Jahreszeit ganz und gar wahrnehmen und waren mit ihr verbunden.
Der Ausdruck Rauhnächte hat viele Bedeutungen, zum Beispiel als Rauchnächte, in der viel geräuchert wird, oder Rau von haarig, den wilden haarigen Wesen, die in der Jagd über den Himmel ziehen. Es bleibt auch heute eine Zeit, in der die Welt still steht.
Draussen ist die wilde Jagd unterwegs, sie bezeichnet die Götter und Göttinnen, die mit ihrem wilden Heer über das Land ziehen und die Toten des Jahres abholen. Meistens tun sie das an Kreuzungen, an denen sich die Verstorbenen einfinden, so die alte Vorstellung in der Mythologie. Die Menschen bleiben da gerne in ihren Häusern, halten Rückschau in vergangene Jahr und schauen ab dem 1. Januar ins neue Jahr, was wird es bringen? Es wird viel geräuchert, die Ställe werden ausgeräuchert, zum Schutz der Tiere, sowie auch das gesamte Haus mit schützenden heimischen Kräutern wie Wacholder, Beifuß und Fichtenharz ausgeräuchert wird.
Viele Bräuche ranken sich im die Rauhnächte. Es wird zum Beispiel orakelt, mit Karten, mit Holzstäbchen, Knochen und dem Losbuch. Das Losbuch beinhaltet Anleitungen und Vorhersagen. Es wird jeden Tag ein Los gezogen und im Losbuch nachgeschaut, was es bedeutet. Daher der Ausdruck, sie hat das große Los gezogen. Auch soll zum Beispiel der Traum eines jeden der 12 Tage als eine Vorhersage zu jeden Monat des kommenden Jahres gedeutet werden. Also der Traum vom ersten RauhnachtsTag gilt für den Januar und so weiter.
Rauhnächte und Räuchern
Wenn d‘Drud druckt in da Rauhnacht - Kräuter zum Orakeln, Reinigen, Schützen
Draußen rauscht die Wilde Jagd durch die dunkle Nacht. Die grausigen Gesellen sind mit der Percht‘ und der Drud‘ unterwegs, der Wind pfeift um die Häuser, es ist klirrend kalt, in den Ställen sprechen sogar die Tiere - so glaubte man jedenfalls, damals. Das lässt die Menschen Angst bekommen, Angst davor, nicht alles richtig gemacht zu haben, Angst, deshalb vielleicht sogar von einer dieser schaurigen Gestalten mitgenommen zu werden.
Die Percht nämlich, holt die Seelen. Und sie hat dabei entweder ein gütiges oder ein hässliches Gesicht, je nachdem wie der Mensch auf Erden zuvor war. Und so wollte man in sich gehen in diesen kalten Rauh- oder Rauch-Nächten (im engeren Sinne zwischen Weihnachten und Heilig Dreikönig, im weiteren die Zeit zwischen Allerseelen am 2. November und Lichtmess am 2. Februar), sich geloben, in Zukunft alles besser zu machen und natürlich, sich auch vor Unheil jeder Art zu schützen. Und sie glaubten fest daran, dass Räuchern dabei hilft.
Als Kräuter verwendeten sie dazu unter anderem Engelwurz, Holunder und Eschensamen zum Reinigen und Schützen, Alraunenwurzeln, Bilsenkraut und Schafgarbe zum Orakel, sowie Mariengras und Harze zum Segnen. Die Rauhnächte waren für die Menschen früher die Hoch-Zeit des Räuchern. Fürs Reinigen des Hauses und der Menschen darin, fürs Orakeln über die Zukunft, fürs Segnen der Ahnen, fürs Schützen der Ställe und der Stuben.
Doch nicht nur damals, auch heute ist diese Zeit eine der sensibelsten des Jahres für die Menschen. Dann, wenn Ruhe einkehrt, wenn die Natur schlafen gegangen ist, wenn es draußen früh dunkel wird – dann bleibt für diejenigen, die das wollen, Zeit inne zu halten, über sich und ihr Leben nachzudenken, zurückzublicken und vorauszuschauen.
Das Räuchern gibt es seit Menschengedenken, von den archaischen Kulturen wurde es mitgenommen in die Hochkulturen, dort vielleicht dann zu anderen Zwecken angewandt. Geräuchert wurde, um Speisen haltbar zu machen, Fleisch mit Wacholder beispielsweise, aber auch, um die Luft zu reinigen, um Kleider zu desinfizieren, um die Menschen mit den im Feuer gelösten Wirkstoffen zu heilen, den Seelen der Ahnen zu danken, aber auch, wie bei den Schamaninnen beispielsweise, um damit in Trancezustände zu fallen und in die Vergangenheit oder in die Zukunft schauen zu können. Auszug vom Rauhnachtsbuch von Marlis Bader
Die Alte Göttin Percht
Sie ist da, immerwährend,
sie lebt in der Sprache, in den Ritualen des Herdfeuers, in den Ritualen der Erde...
Sie ist die Quelle der Lebenskraft und der Weisheit.
Die Frauen beten zu ihr um Wohlbefinden, Heilung, Fülle, Schutz und Wohlstand....
Sie berufen sich auf sie zu der Geburt und zum Tod ...
Die alte Göttin reitet in ihrem Tiermantel auf dem Wind
sie lässt es regnen und schneien und warnt vor
Unglück und Todesfällen ...
Sie rührt den Kessel - nährt alle ihre Kinder
und sie kocht dich aus und setz dich wiederzusammen ...
Sie ist die Holle, Percht, Cerridwen und Sheila na Gig ....
Die Göttin Percht - Die Bärengöttin - Sehr ausführliche Infos
Die Percht ist eine der lebendigsten Göttinnen Europas. Sie ist eine, die vielleicht unheimlich wirkt. Respekt einflößend ist sie allemal, was sollte von einer großen Göttin auch anderes zu erwarten sein.
Die Zeit zwischen den Jahren
Die Zeit der Percht sind die „Tage zwischen den Jahren“, also die Rauhnächte zwischen dem 21./ 25. Dezember und 6. Januar. Von dieser Zeit wird allgemein angenommen, dass die normalen Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt sind, und daher die Grenzen den anderen Ebenen der Wirklichkeiten durchlässiger sind.
Übergänge – Gefahr oder Chance
In diesen Tagen vollzieht sich ein Übergang, der Wandel vom Alten ins Neue Jahr, vom Herbst in den Winter, mit dem die Tage auch wieder länger werden. Übergänge werden immer als gefährlich, ja unheilvoll erlebt. Dennoch ist hier auch die Wende zur größten Chance, zum Sprung in das Neue.
Nicht von ungefähr wird vielerorts noch heute der Perchtensprung praktiziert. Übergange als Zwischenreiche werden fast immer als kritische Phasen empfunden, in denen die Menschen wie auch immer geartete Abwehr- und Schutzmaßnahmen brauchen. Rituale, religiöse Handlungen, Zauber- und Bannsprüche bzw. die Bitte an eine höhere Macht haben hier Hochkonjunktur – auch heute noch.
Der Grenzbereich zwischen der Anderswelt und dem Alltag
Diese Zeit also ist der Wirkungsraum der alten Göttin Percht. Im alten Hexenglauben ist die Hexe die Priesterin der Göttin. Percht wird als eine der Urhexen angesehen, die auch als Hagazusa (die Zaunreiterin) im Grenzbereich zwischen dem Göttlichen, Übersinnlichen bzw. der Anderswelt und dem Alltag wirkt.
Als Eingeweihte überschreitet sie (symbolisch den Zaun) zwischen Gegenwart und Zeitlosigkeit, die in diesen Tagen besonders gut zu spüren ist. Die Percht wird oft als der Winteraspekt der Göttin Holla angesehen, die nun über die Welt zieht und dabei auch manchmal sichtbar und spürbar wird. Holla kennt den endlosen Kreislauf, kennt die Zyklen und ihre Gesetze.
Spinnstuben als Stätten von Weiberbünden
Dieser Kreislauf wird sehr gut durch die Tätigkeit des Spinnens wiedergegeben, bei dem sich das Spinnrad auch ständig dreht. Was gerade oben ist, ist gleich darauf unten um einen Augenblick später wieder den höchsten Punkt zu erreichen. Das Spinnen stand daher unter dem ganz besonderen Schutz der Percht und es gab eine Reihe von Regeln, an welchen Tagen die Spinnräder gedreht werden durften und wann sie stillstehen mussten.
Die Spinnstuben waren früher Stätten regelrechter „Weiberbünde“, die im Dienste der Percht standen und zu denen Männer keinen Zutritt hatten. Hier wurden wichtige Dinge besprochen, ausgehandelt, wenn man so will – Lokalpolitik gemacht. Und auch wenn sie nicht mehr physisch am Spinnrad sitzen, „spinnen“ viele Frauen immer noch – Ideen, Gedanken, Netzwerke …
All das im Sinne und unter dem besonderen Schutz der alten Muttergöttin Percht.
Die strengen Regeln der Percht – nicht spinnen, keine Wäsche waschen
Wichtig ist der Holla in Form der Percht vor allem, dass sich auch die Menschen, genauso wie die Pflanzen und Tiere den Gesetzen der Natur anpassen. Das bedeutet nun, in dieser Zeit der Percht, sich zurückziehen, zu regenerieren, Kräfte zu sammeln. Besonders bei Frauen legt Percht diese Regeln streng aus.
Nach den alten Perchtengesetzen darf in dieser Zeit nicht geputzt, gewaschen, gewebt oder gesponnen werden. Alle Räder sollen stillstehen. Was auch Räder an Fahrzeugen betrifft. Das fällt in dieser Zeit nicht so schwer – Lasten wurden mit dem Schlitten befördert, und dieser hat ja keine Räder.
Frauen, die jetzt am Spinnrad sitzen, denen verwirrt Percht die Wolle. Wer jetzt Wäsche aufhängt, kann sicher sein, dass Percht mit der Wilden Jagd durch diese durchfährt, sie zerreißt und möglicherweise noch schlimmeres Unglück über das Haus kommen lässt. Ein Brauch, der sich erstaunlicherweise in vielen Familien lange gehalten hat, auch ohne die Hintergründe zu kennen.
Percht kontrolliert, ob zu Beginn der Rauhnächte die Spulen abgewickelt, die Rocken leer gesponnen sind. Dies alles nicht, um die Frauen einzuschränken und zurechtzuweisen, denn Percht ist die Schutzgöttin der Frauen. Sie sorgt dafür, dass sie zur Ruhe kommen, nicht zuviel arbeiten – in dieser stillen Zeit zwischen den Jahren und auch sonst.
Der Hintergrund dieses Glaubens liegt vermutlich darin, dass dies wahrscheinlich die einzige Möglichkeit für die schwer arbeitende ländliche Bevölkerung war, einmal zur Ruhe zu kommen. Wäsche waschen war z.B. ja lange Schwerstarbeit und natürlich auch das Aufhängen und Abnehmen in der eisig kalten Zeit.
Daher scheint dieser Brauch etwas mit der Schonung (vor allem der Frauen) zu tun haben. Und aus diesem Grund machen diese Gesetze, auf die Frauen sich berufen können, durchaus Sinn. An die Percht wenden sich Frauen, die ausgebeutet und geschlagen werden, die überfordert, müde und ausgebrannt sind. Bei ihr holen sich wilde Frauen ihre Kraft!!!
Heutzutage hat Percht zwar nicht mehr so viele Spinnräder zu kontrollieren. In dieser stillsten Zeit des Jahres sind allerdings gerade Frauen am meisten gefordert. Was sich oft damit rächt, dass in der kalten Zeit, die ja noch kommt, allerlei Erkältungs-, und Erschöpfungszustände die Frauen erst recht zur nötigen Ruhe zwingen.
Percht ermuntert auch jetzt noch Frauen, die Rauhnächte als Zeit der Ruhe und inneren Einkehr Ernst zu nehmen und die „Spinnräder“ der heutigen Zeit einfach einmal stillstehen zu lassen. All das macht also durchaus auch in unserer oft stressigen Weihnachtszeit Sinn. Einfach einmal 14 Tag gar nix tun!
Die Strahlende oder die Verborgene
Für die Herkunft des Namens Percht gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder kommt der Name vom althochdeutschen „perath“ = leuchtend, strahlend, prächtig, glänzend (vergleichbar dem englischen Wort „bright“) oder aber vom althochdeutschen „pergan“ oder „bergan“ = verbergen, verborgen, verhüllen.
Diese beiden Auslegungen umschreiben Percht auch sehr treffend: Sie ist zum einen „Die Glänzende“ zum anderen die „Verborgene“, die Totengöttin. Sie ist Gebieterin über Leben und Tod und wer stirbt, wird von ihr gerufen. Wer leicht sterben will, ruft sie.
Die Ge-Bärmutter, die Bärgöttin und die Vogelgöttin
Vielerort wird die Percht auch Bärmutter oder Bermuada genannt. Dass hier nicht nur der Bär bzw. die Bärin sondern vor allem auch die Gebärmutter gemeint ist, liegt auf der Hand. Percht ist die Gebärende des stärker werdenden Lichts auch wenn alles ringsum noch in Dunkelheit und Kälte erstarrt und wie tot erscheint.
Sie ist die, die Leben bringt und gleichzeitig den Tod symbolisiert. Der älteste erhaltene Satz der menschlicher Sprache lautet:
„Bärgöttin und Vogelgöttin sind wirklich die Bärgöttin“
Dieses uralte Zeugnis menschlicher Sprache, findet sich auf zwei tönernen Spinnwirteln (Schwunggewichten einer Handspindel) und ist 7.000 Jahre alt. Diese wurden westlich von Belgrad am Südufer des Flusses Save gefunden. Einem amerikanischen Forscher ist es gelungen, diesen Satz in der Vinca-Schrift der alteuropäischen Kultur zu entziffern.
Was bedeutet er nun? Auch die Vogelgöttin, die ein Symbol für die totbringende Göttin ist, ist nichts anderes als die gebärende Göttin. Alles Ende ist nur die Geburt in eine neue Phase, in eine neue Realität.
Lebendige alpenländische Perchtenbräuche
Sehr deutlich kommen diese beiden Aspekte der Bärmutter Percht in den noch sehr lebendigen alpenländischen Perchtenbräuchen zum Ausdruck. Hier gibt es zum einen die „Schönperchten“, die mit allerlei glänzenden Zierrat, Spiegeln und „Flinserln“ ausgestattet sind, zum anderen die „Schiachperchten“, die gruselig und zum Fürchten sind.
Die Frau Percht selbst hat in diesen Umzügen auch immer zwei Gesichter – vorne die schauderhafte Teufels- oder Hexenmaske, während die Rückseite das wunderschöne, strahlenumkränzte Sonnengesicht präsentiert.
Als uralte Göttin der Zeit um die Wintersonnenwende repräsentiert sie beide Eigenschaften. Den bitterkalten, unbarmherzigen Winter, wo alles erfriert und stirbt. Gleichzeitig werden aber gerade jetzt, in den Rauhnächten die Tage wieder länger, das Licht ist zu Winterbeginn neu geboren, die Sonne nimmt wieder an Kraft zu.
Nicht umsonst hat die christliche Kirche die Geburt der Lichtgestalt Jesus auch genau auf diese Zeit fixiert. Den Kirchenvätern waren ja immer schon die Bräuche und Riten um die alte Göttin suspekt.
Daher stammt auch die erste handschriftliche Erwähnung der Frau Percht aus dem beginnenden 15. Jahrhundert just von einem Mönch. Diese befindet sich im Münchner Staatsarchiv und erzählt unter dem Begriff „superstitio“ (= lat. für Aberglauben) seitenweise von der „fraw Percht“.
Der Mönch beklagt die Unsitte der Bevölkerung, in den Rauhnächten für die Frau Percht und ihr Gefolge die Häuser zu säubern, zu schmücken und ihr Speisen aufzustellen. Auch stellt er einen Zusammenhang her zwischen der Frau Percht und der Personifikation der Sonne als göttliches Wesen, zu der zum Beispiel im Krankheitsfall gebetet wurde.
Nikolaus sollte von der „fraw Percht“ ablenken
Die Kirche setzte nun auf diese Tage jede Menge Feste, die von der alten Göttin ablenken sollten: den Tag der Heiligen Barbara am 4. Dezember, den Niklaustag am 6. Dezember, Weihnachten, den Tag des Heiligen Silvester und dann noch (zum offiziellen Ende der Rauhnächte) die Feier der Heiligen Drei Könige.
Interessanter Weise wird die Heilige Nacht auch Mutternacht genannt, was auf die Göttin hinweist. Auch die Gottesmutter Maria liegt nun nach anstrengender Reise und Geburt im Wochenbett und tut das, was die Göttin für diese Tage vorsieht, nämlich nichts, sie ruht sich einfach aus.
Die zarte Blondine Luzia oder die Blutige Luz
Der Versuch der Kirche, die Percht selbst durch die heilige Luzia zu ersetzen, schlug allerdings fehl. Die Menschen wollten in den Rauhnächten nicht die zarte, heilige Blondine Luzia, die Retterin der verfolgten Christen, die Lichtbringerin im weißen dünnen Kleidchen.
Sie wollten – den äußeren Gegebenheiten entsprechend – die wilde Percht, die mit ihrer Kraft durch die Lande braust und mit den Winterkräften ringt. So wurde aus der heiligen Luzia die kindermordende „Blutige Luz“, die Kehrseite der süßen, sanften Lichtbringerin, auch als Luzifer bekannt, jenem Gegenspieler Gottes, der interessanter Weise ja auch Licht bringt. (siehe auch: Lucina)
Orakel und Bräuche zu den Rauhnächten
Während der Rauhnächte ist also die Percht mit ihrer Wilden Jagd unterwegs. Das bringt zum einen Unbehagen und Furcht, zum anderen sehen die Menschen in ihr eine Beschützerin, die Haus und Hof für das kommende Jahr segnet. Auf Bauernhöfen wird in Haus und Stall geräuchert, es werden (speziell in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar) Orakel befragt.
Allgemein verbreitet ist immer noch der Gedanke, dass diese 12 Tage das Wetter der kommenden 12 Monate anzeigen, die Träume der Nächte Hinweise auf die Themen der kommenden Monate geben (jeder Tag bzw. jede Nacht für einen Monat). Dies ist auch die Zeit, in der die wilden, lauten Feste beginnen, die an die Wilde Jagd erinnern. Die dabei oft maskierten Menschen symbolisieren das, was neben der normalen Alltagsidentität alles noch möglich wäre – in jener Anderswelt nämlich, die von Holla oder Percht regiert wird. Mit all dem macht sich die Urgöttin noch heute bemerkbar.
Ordnende und chaotische Kräfte
In bayerischen, österreichischen und Schweizer Dörfern ziehen die Perchten umher – maskierte und vermummte, lärmende und tanzende Gestalten, die von der Wintersonnwend an bis oft auch in den Februar (Fasching, Fastnacht, Karneval) hinein die Häuser und Höfe besuchen, um den BewohnerInnen Glück fürs neue Jahr zu bringen.
Gleichzeitig aber auch ein wenig Respekt vor den teils ordnenden, teils chaotischen elementaren Kräften einzuflößen, die die Kreisläufe des Lebens in Gang halten. Wenn die Gruppe der Perchten bei ihrem wilden Lauf einen Hof oder ein Haus erreicht, legt die Frau Percht mit ihrem Stab den Tanzplatz fest.
Sie dreht sich in alle vier Himmelsrichtungen und zieht mit dem Stab den magischen Kreis. So werden alle Himmelsrichtungen, alle Elemente und Jahreszeiten beschworen und um deren Wohlwollen im kommenden Jahr gebeten.
Die Nacht der Wunder
Die große Festnacht der Percht ist jene vom 5. auf den 6. Januar, die letzte der Rauhnächte, die im Volksglauben auch „Nacht der Wunder“ genannt wird. Jetzt verteilt sie ihre Gaben. Dieser Tag wurde früher Epiphanie = „Erscheinung“ genannt.
Die italienische Hexe „Bafana“ oder „Befana“ hat daher ihren Namen, der in alpenländisch abgewandelter Form wohl zu Percht, Berchta, Perscht etc. wurde. Im Tiroler Brixental kocht die Bäuerin am letzten Rauchabend nicht Nudeln, wie es an den vorhergehenden Rauchabenden Sitte ist, sondern Krapfen – d‘ Percht’nkrapfen. Krapfen gelten als altes Weihegebäck, die in ihrer runden Form an die Große Göttin erinnern.
In österreichischen und bayrischen Bauernhöfen werden in dieser Nacht der Frau Percht die „Sampermilli“ oder „Perchtmilch“ bereitgestellt, eine Segen bringende Festspeise, von welcher dann am Dreikönigstag die HausbewohnerInnen und Haustiere essen sollen, weil dies Fruchtbarkeit für das ganze Jahr verheißt. Heute nennt man diese Milch natürlich vielerorts nur noch „Drei-Königs-Milch“. Und nun löffeln sie die 3 Könige aus.
Quelle: Artedea - Altes Wissen - Neue Frauenkraft - www.artedea.net